Selbstfürsorge und Selbstmitgefühl im Gesundheitswesen

Psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz: Eine Herausforderung für Führungskräfte und Mitarbeitende

 

Psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Burnout und andere psychische Belastungen sind heutzutage keine Seltenheit mehr am Arbeitsplatz. Sie betreffen sowohl die betroffenen Mitarbeitenden selbst als auch Führungskräfte und Kollegen. Die Auswirkungen auf das Arbeitsumfeld sind tiefgreifend und vielfältig. Für Führungskräfte stellt sich die Frage, wie sie ihre Mitarbeitenden unterstützen können, ohne die betroffenen Personen zu überfordern oder die Teamdynamik zu gefährden. Gleichzeitig müssen auch die Mitarbeitenden, die an psychischen Erkrankungen leiden, mit einer Vielzahl von Herausforderungen umgehen. In diesem Artikel beleuchten wir die Belastungen, die psychische Erkrankungen für alle Beteiligten mit sich bringen, und welche Lösungsansätze für Führungskräfte existieren, um diesen Herausforderungen zu begegnen.

Psychische Erkrankungen und ihre Auswirkungen auf Mitarbeitende

Psychische Erkrankungen sind für die betroffenen Mitarbeitenden eine enorme Belastung. Die Symptome sind nicht immer offensichtlich und betreffen sowohl die Arbeitsleistung als auch das körperliche und emotionale Wohlbefinden. Es ist wichtig zu erkennen, dass psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz nicht nur ein „Problem“ der betroffenen Person sind, sondern das gesamte Arbeitsumfeld beeinflussen können.

Beispiel 1: Depression und Antriebslosigkeit

Eine Person, die an einer Depression leidet, kann unter starker Antriebslosigkeit und geringer Motivation leiden. Die tägliche Arbeit fühlt sich überwältigend an, selbst einfache Aufgaben können zu unüberwindbaren Hürden werden. Symptome wie Schlafstörungen, ständige Müdigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten führen dazu, dass die betroffene Person entweder häufiger krankgeschrieben ist oder, wenn sie zur Arbeit kommt, ihre Aufgaben nur teilweise oder unzureichend erfüllen kann.

  • Belastung für den Mitarbeitenden: Der Mitarbeitende hat das Gefühl, die eigenen Anforderungen nicht mehr erfüllen zu können, was das Selbstwertgefühl stark belastet. Die ständige Anspannung und die Unfähigkeit, die Arbeit zu bewältigen, können zu einem Gefühl der Isolation und Ausgrenzung führen.
  • Belastung für die Führungskraft: Eine Führungskraft, die mit einem Mitarbeitenden arbeitet, dessen Leistungen zurückgehen, fühlt sich in einer schwierigen Lage. Sie muss sicherstellen, dass die Arbeit im Team nicht leidet, hat aber auch das Bedürfnis, den Mitarbeitenden zu unterstützen, ohne dessen Probleme zu bagatellisieren oder zu ignorieren.

Beispiel 2: Angststörungen und Leistungsdruck

Ein Mitarbeitender mit einer Angststörung hat häufig mit übermäßiger Sorge und Nervosität zu kämpfen. Diese Ängste können zu körperlichen Symptomen wie Zittern, Schwitzen oder sogar Panikattacken führen, was insbesondere in stressigen Situationen, wie Meetings oder Präsentationen, problematisch wird. Die ständige Sorge, Fehler zu machen oder negativ bewertet zu werden, belastet die betroffene Person erheblich und beeinträchtigt ihre Fähigkeit, konzentriert und effektiv zu arbeiten.

  • Belastung für den Mitarbeitenden: Angststörungen führen zu ständiger innerer Unruhe und können das Gefühl hervorrufen, „nicht gut genug“ zu sein. Mitarbeitende haben häufig das Gefühl, ihren Kollegen und der Führungskraft nicht gerecht zu werden, was die Situation weiter verschärft.
  • Belastung für die Führungskraft: Eine Führungskraft muss zwischen Mitgefühl und den Leistungsanforderungen abwägen. Sie kann sich unter Druck gesetzt fühlen, die Arbeit im Team effizient zu halten, während sie gleichzeitig sicherstellt, dass der betroffene Mitarbeitende nicht weiter überfordert wird.

Beispiel 3: Burnout und emotionale Erschöpfung

Mitarbeitende, die an Burnout leiden, sind oft erschöpft, überfordert und haben das Gefühl, keine Energie mehr für ihre Arbeit zu haben. Die Symptome reichen von extremen körperlichen Beschwerden wie Schlaflosigkeit und Kopfschmerzen bis hin zu emotionaler Erschöpfung. Mitarbeitende im Burnout fühlen sich oft leer und ausgelaugt und haben Schwierigkeiten, ihre Aufgaben zu bewältigen.

  • Belastung für den Mitarbeitenden: Burnout führt zu einem Verlust der Motivation und der Begeisterung für die Arbeit. Betroffene fühlen sich, als wären sie „ausgebrannt“ und unfähig, ihren Verpflichtungen nachzukommen, was die psychische Gesundheit weiter verschlechtert.
  • Belastung für die Führungskraft: Eine Führungskraft muss erkennen, wann ein Mitarbeitender wirklich an einem Punkt angekommen ist, an dem er Unterstützung benötigt. Dabei ist es eine Herausforderung, die richtige Balance zwischen Entlastung und dem Aufrechterhalten von Arbeitsanforderungen zu finden.

Die Belastung für Kollegen

Neben den direkten Auswirkungen auf die betroffenen Mitarbeitenden selbst haben psychische Erkrankungen auch Auswirkungen auf die Kollegen im Team. Wenn ein Mitarbeitender aufgrund einer psychischen Erkrankung häufiger ausfällt oder weniger leistungsfähig ist, müssen andere Teammitglieder zusätzliche Aufgaben übernehmen. Dies kann zu Frustration und Spannungen führen.

1. Zusätzliche Arbeitsbelastung

Kollegen, die die Arbeitslast übernehmen müssen, können sich schnell überfordert fühlen. Wenn eine Person regelmäßig krank ist oder ihre Aufgaben nicht erfüllen kann, sind die anderen Teammitglieder gezwungen, diese Lücken zu füllen. Dies kann zu einem Gefühl der Ungerechtigkeit führen und das Engagement im Team negativ beeinflussen. In einigen Fällen kann dies auch zu Resentiments führen, wenn die zusätzliche Arbeit als „ungerecht“ empfunden wird.

2. Missverständnisse und Konflikte

Nicht immer sind die Ursachen für Leistungsabfälle oder Veränderung im Verhalten eines Mitarbeitenden offensichtlich. Wenn Kollegen nicht verstehen, dass eine psychische Erkrankung der Grund für das Verhalten ist, kann es zu Missverständnissen und Konflikten kommen. Kollegen können den betroffenen Mitarbeitenden als weniger engagiert oder sogar als „faul“ wahrnehmen, was zu Spannungen und einem schlechten Arbeitsklima führen kann.

Die Herausforderungen für Führungskräfte

Führungskräfte stehen vor der schwierigen Aufgabe, psychische Erkrankungen bei Mitarbeitenden zu erkennen, zu verstehen und adäquat darauf zu reagieren. Die Herausforderung ist dabei nicht nur die Unterstützung des betroffenen Mitarbeitenden, sondern auch die Aufrechterhaltung der Arbeitsleistung im Team und die Wahrung einer gesunden Arbeitsumgebung.

1. Erkennen der Symptome und Sensibilität

Psychische Erkrankungen sind nicht immer leicht zu erkennen. Führungskräfte müssen lernen, subtile Anzeichen für psychische Belastungen wie reduzierte Leistung, häufige Krankmeldungen oder auffälliges Verhalten zu erkennen. Dabei ist es wichtig, nicht nur auf die Symptome zu reagieren, sondern auch ein Bewusstsein für die Ursachen zu entwickeln.

2. Die richtige Balance zwischen Mitgefühl und den Unternehmenszielen finden

Führungskräfte müssen einerseits empathisch gegenüber Mitarbeitenden sein, die an psychischen Erkrankungen leiden, andererseits aber auch sicherstellen, dass die Arbeit im Team weiterhin erledigt wird. Diese Balance zu finden, kann schwierig sein, da es sowohl eine menschliche als auch eine organisatorische Herausforderung darstellt.

3. Rechtliche Aspekte und Datenschutz

Die Unterstützung von Mitarbeitenden mit psychischen Erkrankungen muss unter Berücksichtigung von Datenschutz- und arbeitsrechtlichen Aspekten erfolgen. Führungskräfte müssen sicherstellen, dass sie die Privatsphäre der betroffenen Mitarbeitenden respektieren und gleichzeitig sicherstellen, dass keine Diskriminierung aufgrund der Erkrankung stattfindet.

Was können Führungskräfte tun?

Der Umgang mit psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz ist eine Herausforderung für alle Beteiligten – für die betroffenen Mitarbeitenden, die Führungskräfte und die Kollegen im Team. Durch frühzeitige Erkennung, offene Kommunikation, Flexibilität und eine unterstützende Unternehmenskultur können diese Herausforderungen jedoch gemeistert werden.

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